Was kommt danach?

Robert-Jungk-Bibliothek für Zukunftsfragen

Die Robert-Jungk-Bibliothek für Zukunftsfragen versteht sich als Ort des kritischen Zukunftsdiskurses, der Bildung, der Begegnung und des Austauschs zur Förderung vielfältiger Zukünfte. Als Einrichtung in der Tradition Robert Jungks steht sie für die Fähigkeit, Wissen und Themen unvoreingenommen und kritisch aufzugreifen. Deswegen gelingt es ihr, Menschen mit unterschiedlichen Weltsichten, Interessen und Berufen zu einem Dialog über eine Vielzahl von zukunftsrelevanten Themen zu gewinnen. read less
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Episodes

Wohin entwickelt sich Italien?
20-11-2023
Wohin entwickelt sich Italien?
Vor etwa einem Jahr kam es zu einem vielbeachteten Regierungswechsel in Italien. Mit Spannung war erwartet worden, ob das von der Postfaschistin Giorgia Meloni geführte Rechtsbündnis die propagierte radikale Wende umsetzen wird. Weil Meloni in der Frage des Ukraine-Krieges, selbst gegen den Willen ihrer Koalitionspartner, hundertprozentig bündnistreu auf NATO- und EU-Linie geblieben ist, hat sie international große Akzeptanz geerntet. Auch in ihrer Anti-EU-Rhetorik hat sie abgerüstet, um die Italien zustehenden 200 Milliarden aus dem Next-Generation-Recovery-Fund nicht zu gefährden. Umso entschlossener arbeitet die ultrarechte Regierung an der Verschärfung der Politik in Fragen Migration und Flüchtlinge, an Einschnitten im Sozialen, an einer konservativen Familien- Bildungs- und Minderheitenpolitik sowie an Law-and-Order-Erlässen. Melonis Popularität ist seit ihrer Wahl ungebrochen. Input: Lorenz Gallmetzer | Journalist, Buchautor Lorenz Gallmetzer stammt aus Bozen, arbeitete viele Jahrzehnte als Reporter, Auslandskorrespondent und Sendungsleiter des ORF und beschäftigt sich intensiv mit der italienischen Politik. Vor einem Jahr haben wir ihn gebeten, für uns die Entwicklung des Landes mitzuverfolgen und bei der nun anstehenden Montagsrunde eine Einschätzung abzugeben, welche Entwicklungen wir in Italien sehen und erwarten könnten. Weitere Informationen: https://jungk-bibliothek.org/ Zum Buchmagazin der JBZ: https://www.prozukunft.org/
Fantasy. Die (politische) Kulturgeschichte eines Genres
27-09-2023
Fantasy. Die (politische) Kulturgeschichte eines Genres
Die Fantasy hat sich in den letzten Jahrzehnten zu einem der beliebtesten Genres der Populärkultur entwickelt – mit vielen Bestsellern, aufwendigen Verfilmungen, eigenen Mythologien und darauf aufbauenden Rollenspielen. Die Wurzeln der modernen Fantasy reichen jedoch bis in den englischen Ästhetizismus des 19. Jahrhunderts (William Morris) zurück und die bis heute stilprägenden Grundlagen wurden dann in den 1920er und 1930er Jahren gelegt. Bemerkenswert ist, dass die frühen Genre-Klassiker durchgehend von ausgesprochen kulturkritischen Autoren (J. R. R. Tolkien, H. P. Lovecraft und Robert E. Howard) verfasst wurden, die sich mit den Schattenseiten der industriellen Moderne auseinandergesetzt hatten. Vor diesem Hintergrund entstanden Erzählungen voller Schrecken und Wunder, voller Mythos und Magie. Und diese Erzählungen hatten auch in der Folgezeit immer dann Hochkonjunktur, wenn der jeweilige Zeitgeist einen „Ausbruch des Gefangenen“, eine Flucht aus dem modernen Status quo ersehnte. Oder wenn man zu der Überzeugung gelangte, dass auch die Welt der Mythen „nicht tot“ ist, sondern „ewig zu liegen vermag“. Obwohl die Fantasy somit seit jeher an der Erschaffung anderer, imaginierter Welten arbeitete, wollte sie meist ausdrücklich nicht als Ort politischer Allegorien verstanden werden. Dennoch ist auffällig, in welchem Ausmaß das Genre immer wieder politischen Anfeindungen oder Versuchen ideologischer Vereinnahmung ausgesetzt war – und bis heute noch ist. Insofern ist auch die Frage nach dem Politischen bei Gandalf, Cthulhu, Conan & Co. relevant. Input: Mario Wintersteiger | Universität Salzburg Mehr Informationen: https://jungk-bibliothek.org/ Zum Buchmagazin der JBZ: https://www.prozukunft.org/
Nerds. Woher sie kommen und was sie schon erlebt haben
30-05-2023
Nerds. Woher sie kommen und was sie schon erlebt haben
Nerds – das sind ungepflegte junge Männer in Holzfällerhemd, Hochwasserhose und Hornbrille, die sich für Computer interessieren und bei Frauen nicht sonderlich beliebt sind. Oder? Annekathrin Kohout zeichnet in ihrem Buch eine viel facettenreichere Geschichte nach. Sie führt vom spießigen Streber über den genialen Computerfreak bis hin zum Alten Weißen Mann. Dadurch gelingt ihr ein rasanter Ritt durch die Populärkultur und das Zeitalter der Informationsgesellschaft. Als das Informationszeitalter in den 1980er Jahren in seinen Anfängen steckte, galten Nerds als misanthropische Freaks und kauzige Streber. Während sie ihre Freizeit im heimischen Keller an komplizierte Geräte vergeudeten und sich von Tiefkühlpizza ernährten, genossen die High-School-Schönlinge ihre gesellschaftlichen Privilegien in vollen Zügen. Doch der Erfolg neuer Informationstechnologien läutete einen ungeahnten Siegeszug der Nerdfigur ein. Nerds, damit verbanden sich nun Namen wie Bill Gates und Steve Jobs. Aus den einstigen Außenseitern wurden charismatische Insider: «Nerdig» wurde das neue «cool». Doch seit den 1990er Jahren wird die männliche, weiße, privilegierte Nerdfigur hinterfragt und politisiert. Gerät der smarte Silicon Valley-Nerd im Licht dieser neuen Diskurse gar zum Alten Weißen Mann? Ist die große Zeit dieser für ein paar Jahrzehnte so wichtigen Sozialfigur schon wieder vorbei? Input: Annekathrin Kohout | Kulturhistorikerin und Medienwissenschaftlerin Mehr Informationen: https://jungk-bibliothek.org/ Zum Buchmagazin der JBZ: https://www.prozukunft.org/