#5 - Madeline Temme, Bürgermeisterin in Ostramondra im Landkreis Sömmerda

Unter Schlipsträgern – Frauen in der Politik

11-10-2023 • 29 mins

Vor zwei Jahren kam sie ins Amt, weil sie von ihrer Nachbarin, einer langdienten Beigeordneten, zur Kandidatur überredet worden ist. „Als Person triggere ich auch hier und da, weil ich bin jung, ich bin laut, und ich bin präsent. Damit muss man umgehen können. Und `Das haben wir ja immer schon so gemacht`, ist so ein Satz, der mich sehr triggert, weil ich sage, da würden wir noch in einer Höhle sitzen und auf Steintafeln ritzen und Beeren sammeln“, sagt Temme. Für die Ehefrau und Mutter eines kleinen Mädchens war es unangenehm überraschend, als eine Frau in der Anfangszeit zu ihr sagte, „wenn man Bürgermeister sein will, dann mag man seine Familie nicht.“ „Das war sehr krass, da habe ich nicht gewusst, was ich sagen soll, aber so ist es nicht, ich bin schon gern zuhause und man kann das sehr gut vereinen, wenn man gut organisiert ist“, sagt sie. Außerdem: „Wir leben im Jahr 2023, da darf auch ein Papa Brote schmieren und Zöpfe flechten. Und ich kann mit Matchbox spielen.“ Eine von Temmes ersten Amtshandlungen war es dann, die Gemeinderatssitzungen statt bisher um 19 bereits um 17 Uhr beginnen zu lassen. So kann sie beim Abendessen ihrer kleinen Familie dabei sein und ihr Kind ins Bett bringen. Um die Termine unter einen Hut zu bringen, jongliert festangestellte Mitarbeiterin der Handwerkskammer Erfurt mit sechs Kalendern gleichzeitig. „Unser Leben ist Planung – zu 89 Prozent.“